Dresden - Bielefeld

Fahrrad ·

Bei Sturm nach Torgau

Am ersten Tag ging es am späten Vormittag in Dresden los. Für den Tag wurde eine Sturmwarnung herausgegeben, aber Gottseidank kam er aus Ost-Süd-Ost — also perfekter Rückenwind.

Die Fahrt verlief wunderbar: Der Radweg war schön geteert und lag flach an der Elbe; und mit dem Rückenwind musste ich kaum selber treten. Es ging aus der Dresdener Altstadt heraus vorbei an Meißen und vielen Feldern und Wiesen. Gegen nachmittag brach die dichte Wolkendecke auf und der blaue Himmel traute sich hervor.

Ein grünes Roggenfeld, durch das sich der Wind drängt. Weiter hinten ist der Radweg am Feldrand zu erkennen.

An einer Stelle wurde der Radweg durch eine Baustelle versperrt, aber eine Einwohnerin leitete mich freundlicherweise durch. Sie erzählte mir, dass es vor Ort schon mehrfach große Stürme und Überschwemmungen gab, zuletzt am Pfingsmontag 2010. Der Pfingstmontag 2024 war nur noch 4 Tage entfernt.

Gegen abend erreichte ich eine schöne Wiese mit Bienenstöcken, wo ich mein Zelt aufschlug.

Durch die Schafherden nach Wiesbaden

Am nächsten Tag wurde ich von der schönen Altstadt in Torgau überrascht. Dort füllte ich meine Vorräte auf und fuhr anschließend im Dauerregen weiter an der Elbe, wie den Tag zuvor an zahlreichen Wiesen und Feldern vorbei. Die Altarme der Elbe sind heute Seen voller zahlreicher Vögel, und im Regenschutz der Bäume beobachtete ich diese.

Ein Sumpfiger See, ein Altwasser der Elbe. In der Ferne sucht ein Reiher nach Fischen und ein paar Enten nach Algen.

Auf der Fähre in Elster traf ich einen anderen Radler, der mit seinem Wohnwagen irgendwo anhält und dann von dort aus kleinere Radtouren macht.

Wittenberg ließ ich links liegen und fuhr über die Brücke weiter in die Natur. Hier folgte ich nun dem Eurovelo 2, der sich mit dem R1 und der D-Route 3 den Weg teilt.

Auf einem abgelegenen Waldweg stellte ich dann das Zelt im grünen Licht der Abendsonne auf, umgeben von Vögeln (und sehr vielen Mücken).

Junge Bäume eines jungen, aber dennoch dichten Waldes strecken ihre zierlichen Zweige in des Licht der herannahenden Abendsonne

Pizza an der Goitzsche

Der nächste Tag sollte sehr entspannt werden. Ich folgte weiter dem R1 an vielen kleinen Dörfern vorbei, und zweigte dann ab zur Goitzsche. Dort traf ich einen Kumpel zum Mittagessen. Pünktlich am Restaurant ging dann auch ein Platzregen los, der auf der überdachten Außenterrasse aber nicht weiter störte. Heute war Sonntag, der Tag darauf Pfingstmontag - zwei Tage ohne Supermärkte, also hätte ich Samstag meine Taschen mit Vorräten für zwei Tage und eine Nacht füllen müssen. Glücklicherweise konnte mir mein Kumpel aushelfen, und so wurden die inzwischen leeren Flaschen wieder aufgefüllt.

Anschließend ging es, von Festivalmusik begleitet, weiter an der Mulde nach Dessau. Vorbei am Bauhaus-Museum fuhr ich wieder aufs Land zu einer kleinen Privatpension auf dem Dorfe. Dort wurde eine Gartenwiese als Zeltwiese vermietet, und aus einem kleinen Imbisswagen gab es leckeres Abendbrot und Frühstück. Und so verbrachte ich einen entspannten Abend, umgeben von spielenden Kindern, Hühnern und einem leckeren Bier in der Hand.

Hoch motiviert in den Harz

Nach einer wunderbaren Dusche und vom Frühstück gut gestärkt führte mich der Weg nun Richtung Harz. Es ging durch viele Felder und über die Saale sowie kleineren Flüssen durch Köthen und Pissen (hier gab es einen kurzen Schauer) nach Staßfurt. Auf dem Weg wurde mir nochmal Wasser angeboten, was immer sehr hilfreich ist. In Staßfurt erwartete mich der erste Anstieg seit Beginn der Tour, und auf dem Höhepunkt hatte ich den ersten Blick in den Harz.

Der Abstieg ging leider auf grobem Schotter weiter, viel Geschwindigkeit konnte man also nicht aufbauen.

Im Harzer SeeLand ging die Suche nach einem Platz für die Nacht los, leider war hier alles recht touristisch ausgebaut. In Hoym fand sich die nächste potenzielle Gelegenheit, an einem schönen Fluss umgeben von Bäumen. Ich bog vom Radweg ab aufs Feld und suchte mir einen Platz. Dort traf ich auf ein paar Leute, die mir den Osterteich empfohlen haben. Und so legte ich auf die 117 km des Tages nochmal 16 km mit 140 Höhenmetern obendrauf und fuhr in den Harz rein. Der schlimmste Anstieg war dabei in Ballenstedt, wo mich eine Allee zu einem hoch gelegenen Schloss führte. Das hatte sich jedoch gelohnt, denn der Weg danach war herrlich. Es ging gerade auf einem geteerten Radweg am Hang entlang, mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Gebirge.

Die Abendsonne versteckt sich hinter einer einzelnen Wolke und taucht die Harzer Gebirgslandschaft in ein wunderschönes Abendrot.

Am Ziel bin ich dann total erschöpft ins Zelt gefallen. In der Nacht haben mich dann aber zwei Vögel wach gehalten, die sich durchweg unterhielten.

Rauf und runter an den Hexen vorbei

Der nächste Morgen war wunderschön. Herrlicher Sonnenaufgang, blauer Himmel, frische Luft. Und der Tag sollte nicht schlechter werden. Es ging durch viele schöne Waldwege durch, vorbei an der Harzer Eisenbahn. Anstrengende Anstiege wurden belohnt durch spaßige Abfahrten. In Gernrode gab es zum Mittag einen leckeren Döner mit Currysoße.

Abends sollte dann doch der Regen kommen, und so packte ich meinen Schlafsack in einer Schutzhütte kurz vor Goslar aus. Der Weg dahin führte jedoch erstmal ins Tal, und dann anschließend wieder ins Gebirge.

Ausblick von meiner Schutzhütte am Waldesrand runter auf die Stadt Goslar.

Triefend nass durchs Weserbergland

Der Regen ging die ganze Nacht durch, und hörte am nächsten Tag auch nicht auf.

Landregen taucht ein von Wäldern umgebenes Feld in einen mystischen, grauen Schleier. Ein Jägerstand steht in der Mitte.

Im Harz schützten die Bäume mich noch ein wenig, aber im Weser Bergland gab es mehr Felder und Wiesen. Der Weg führte mich durch Bad Gandersheim und an die Leine. Das Weser-Bergland ist scheinbar ein beliebtes Jagdgebiet, denn es gab hier viele Jägerstände und nachts konnte man die Hirsche rufen hören.

Blick auf ein grünes Feld mit einzelnen Bäumen. In der Ferne durchschneidet eine Allee die Landschaft.

Entlang der Weser weiter durchs Land

Auf dem Weg zur Weser begleitete mich ein Finne, der in Dänemark mit seinem Rad gestartet ist und der Elbe von der anderen Richtung aus gefolgt ist, um in den Harz zu fahren. Er plante eine längere Tour, und wollte entlang der Weser und anderen Flüssen nach Strasbourg fahren.

Der flache Weser-Radweg zwischen Holzminden und Höxter war eine willkommene Abwechslung zum auf und ab in den Bergen. Durch den Regen tags zuvor war meine Kette total trocken und verdreckt, was die Fahrt nicht vereinfacht hat.

Späte Abendstimmung am Waldrand im Weser-Bergland.

An Herrmann vorbei zu Opa

Am letzten Tag fuhr ich nur noch ein kurzes Stück durch den Teutoburger Wald nach Detmold. Nach der Militärzone in Augustdorf gab es wieder einen leckeren Döner zum Mittag. Das letzte Stück Weg führte durch den sandigen Boden der Senne vorbei am Flugplatz und durch Lipperreihe nach Sennestadt. Dort kam ich auch direkt beim Spielplatz im Stadion raus. Ich klingelte bei meinem Opa, und kurz darauf ging ein wilder Platzregen los. Ich bin also nach 8 Tagen pünktlich angekommen.

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