Unser Flug ging von Dresden nach Frankfurt am Main und von dort weiter nach Calgary. So verbrachten wir einen Nachmittag in Dresden und flogen am nächsten Morgen von dort los. Da wir als Familie gereist sind, haben wir sogar Spielzeug von der Lufthansa bekommen!
Das Seltsamste an langen Flügen ist die Zeitverschiebung. So sind wir zwar über 9h unterwegs gewesen, sind aber gleichzeitig 13:00 Uhr gestartet und 15:00 Uhr angekommen. Im Flugzeug wurde es ewig nicht dunkler, denn der Sonnenuntergang kam erst um 0:00 deutscher Zeit, ein sehr seltsames Gefühl. Nun gibt es zwei Arten damit umzugehen: Man geht sehr früh schlafen, oder man nutzt die Zeit, um die Gegend zu erkunden. Ich entschied mich für letzteres.
Calgary
Calgary ist eine stereotypisch amerikanische Stadt: brutalistische Skyscraper aus Beton und Glas, viel Auto and wenig Öffis. Außerhalb kleinere Holzhäuser. Viel Beton and Verkehr, wenig Bänke und Begrünung. Gleichzeitig viel Armut und Reichtum. Es gibt einen schönen Park am Bow river und eine Fußgängerzone mit Restaurants und Cafes.
Gegen Nachmittag nahmen wir den Bus, um unseren Camper abzuholen. Mit unseren riesigen Rucksäcken haben wir einige Aufmerksamkeit erregt. Im Walmart, einem gigantischen Supermarkt, haben wir Vorräte aufgefüllt.
Banff
Dann ging es endlich in die Rocky Mountains, los zum Tunnel Mountain Trailer Court. Dies ist ein Campingplatz an einem Berg, durch den sich die Züge spiralförmig nach oben kraxeln. Mit einem kurzen Spaziergang kamen wir am ersten Reh vorbei zu einem wunderschönen Aussichtspunkt. Wir konnten Houdous sehen (Sandsteinsäulen) und einen wunderschönen Sonnenuntergang. In der Nacht hab ich mich später nochmal dorthin gewagt, um den Sternhimmel zu genießen.
Johnston Creek
Anfang September war der Banff National Park überraschend voll. Campingplätze und Shuttlebusse mussten wir ein halbes Jahr vorher buchen, und in der Johnsten Creek standen wir in der Schlange um die Wasserfälle sehen zu können. Dort trafen wir auch die ersten Streifenhörnchen an, die uns die nächsten drei Wochen immer wieder begegnen sollten.
Den Nachmittag verbrachten wir in der Stadt Banff, welche in einem Tal umgeben von hübscher Bergkulisse am Bow River liegt.
Moraine Lake & Lake Louise
Am Donnerstag haben wir uns vor 6:00 aus dem Bett gekämpft, um den Sonnenaufgang zu sehen. Anschließend ging es zum Shuttlebus, der uns zum Moraine Lake and Lake Louis führte. Dies sind zwei wunderschöne Bergseen aus Gletscherwasser. Im Schatten zeigen sie perfekte Spiegelbilder der Berge und im Sonnenlicht leuchten sie Türkies.
Am Lake Louis nahmen wir einen steilen Wanderweg vorbei an zwei weiteren Bergseen, Mirror Lake and Lake Agnes, um vom Beehive in das Tal schauen zu können. Selbst dort oben ist es schwer die Größe der Rocky Mountains zu erfassen.
Takakkaw Falls
An den Takkakaw Falls wanderten wir durch ein altes Flussbett vorbei an einem ausgetrockneten See zu den Laughing Falls.
Am Abend mussten wir unseren letzten vorgebuchten Campingplatz verlassen und auf einen Stellplatz im Monarch Campground hoffen. Dies ist einer der vielen self-check-in Campingplätze, an denen man ein Formular ausfüllt und dem Sheriff das Geld für den Stellplatz abgibt, sobald er vorbeikommt. Das hat ziemlich gut funktioniert, es lohnt sich aber früh da zu sein, um noch einen Platz zu bekommen.
Lake O’Hara
Zum Lake O’Harra bring die Wanderer ein Shuttlebus. Für den haben wir nur leider kein Ticket mehr bekommen, also sind wir die 11 km Straße zum See gewandert. Der Weg ist sehr angenehm und schattig. Und es lohnt sich, der See war einer unserer Lieblingsseen. Auf dem Rückweg kann man den Shuttlebus nehmen, auch ohne vorher gebucht zu haben — solange noch genügend Platz ist.
Unser Shuttlebus ist kaputtgegangen. Der Ersatz war ein typischer gelber Schulbus, was uns so lange erfreut hat, bis wir in den für Schüler ausgelegten Bänken sitzen mussten.
Es gibt im Nationalpark wenig Einkaufmöglichkeiten, und viele davon sind sehr teuer. In Field zahlt man beispielweise 15 $ für eine Milch.
Abends haben wir uns noch den Emerald Lake und die Hamilton Falls angeschaut. Hier ist es wieder sehr touristisch ausgebaut.
Jasper
Der Jasper Nationalpark ist eigentlich einer der schönsten Gegenden der kanadischen Rockies. Leider gab es hier während unseres Urlaubs einen gigantischen Flächenbrand auf einer Fläche von insgesamt 39.000 Hektar. Der Schaden beläuft sich auf 880 Millionen Dollar.
Wir haben uns dennoch entschieden, den Icefield Parkway entlangzufahren. Die Straße ist wunderschön, doch die schönsten Gegenden durfte man aufgrund des Feuers nicht fotografieren und Aussichtsplattformen waren gesperrt. So bleibt uns nur die Erinnerung an das schöne Tal.
Beeindruckend waren auch die Panther Falls, oder eigentlich die Straße dorthin. Man fährt über eine Brücke, welche bereits höher als die umliegenden Baumwipfel ist, nur um dann nochmal 200 weiter Höhenmeter hochzufahren.
Gegen Abend haben wir dann das Mt Robson Meadows Camp erreicht.
Kinney Lake
Auf der Wanderung zum Kimey Lake haben wir einen 70-jährigen Kanadier getroffen, der uns nach seiner Herz-OP mit dem Klapprad überholt hat. Wir waren ordentlich am Staunen, da der Weg definitiv nicht einfach war. Es ging stetig nach oben, und an Wurzeln hat es auch nicht gemangelt.
Wells Gray Provincial Park
Wir verlassen nun die Nationalparks und betreten den Wells Gray Provinicial Park. Dieser ist weniger streng geschützt, aber trotzdem wunderschön. Kilometerweit nur Wald, und entsprechend viel Lebensraum für verschiedenste Tiere.
Moul Falls
Von allen Wasserfällen dieses Urlaubs waren die Moul Falls am coolsten. Nicht nur fällt er in ein kleines Tal, nicht nur gibt es eine kleine Höhle im Felsen neben dem Wasserfall, und nicht nur bricht sich das Sonnenlicht in schönen Regenbogenfarben, nein, man kann auch noch hinter den Wasserfall laufen!
Pyramid Mountain
Am Pyramid Mountain haben wir unseren Camper abgestellt und beschlossen die Spitze des Berges zu erklimmen - er war nicht zu hoch. Auf dem Weg fanden wir Spuren von einem Elch und sind fast buchstäblich fast über Rebhühner gestolpert (sie sind einfach zu gut getarnt).
Helmcken Falls
Bevor es weiter Richtung Vancouver ging, besuchten wir noch die Helmcken Falls. Diese waren in dem Nebel so gut versteckt, dass wir sie fast nicht gefunden hätten.
Vancouver Island
Vancouver haben wir vor allem besucht, um die Fähre nach Vancouver Island zu nehmen. Die Stadt selbst haben wir also nur von der Autobahn aus gesehen. Der Verkehr kostet hier einiges an Zeit.
Auf der Fähre haben wir ein paar (sehr schnelle) Orkas gesehen.
Loon Lake
Unser Campingplatz lag direkt am Loon Lake. Einige Fischer angelten am Steg, und wir nutzten die Chance, eine Runde um den See zu drehen. Bunt bemalte Steine und alte Gleise leiteten uns den Weg. Überraschenderweise trafen wir hier auf Schildkröten, die sich auf einem treibenden Baumstamm sonnten.
Urwald
Vancouver Island ist bekannt für den gemäßigten Küstenregenwald. Auf einem gut ausgebauten Weg konnten wir die 96 Meter hohen Douglasien, Riesen-Lebensbäume und Fichten bestaunen. Ein anderer Wanderweg am Pazifikstrand war leider aufgrund eines Schwarzbärs gesperrt.
Paradise Meadows
Nach einer Nacht zwischen Frühaufsteher-Hähnen and Ziegen erkundeten wir die Paradise Meadows, wo uns verschiedene hungrige Vögel neugierig beobachteten. Die Wege hier sind sehr gut ausgebaut, und in der Nähe ist ein Wintersportgebiet.
Abends haben wir glücklicherweise noch die letzte Fähre erwischt.
Back to Calgary
Nun hieß es, sich wieder auf den Rückweg zu machen. Wir folgten den Straßen entlang der USA-Grenze, wo wir hin und wieder Blicke in die trockene Landschaft auf der anderen Seite werfen konnten. Der Camper hatte mit den steilen Straßen immer wieder zu kämpfen. Der laute Motor und der Verbrauch von bis zu 25 Litern pro 100 Kilometer waren sehr unangenehm.
Shadow Falls
Um nicht nur den ganzen Tag im Camper zu sitzen, versuchten wir mindestens eine Wanderung pro Tag zu planen. Die erste Tour ging zu den Shadow Falls, durch einen schönen Wald an einem Steilhang.
Christina Lake
Der nächste Tag führe uns an einem alten Kupferbergwerk vorbei, von dem man aber nicht viel sehen konnte.
Am Christina Lake gingen wir baden und genossen das Lagerfeuer. Der Sheriff warnte uns vor Stinktieren, die hier leben sollen. Gesehen haben wir leider keine.
Creston Meadows
Am späten Nachmittag versuchten wir endlich mal ein paar Tiere zu sehen. Wir liefen durch eine Sumpflandschaft bei Creston, und haben tatsächlich ein paar Hirsche gefunden. Neben vielen Vögeln haben wir Biber gesehen, die sich am Schilf satt gefressen haben. Auf dem Weg sonnten sich Schlangen, und Schildkröten haben wir auch wiedergefunden. Außerdem liefen Truthähne am Straßenrand entlang.
Waterton National Park
Tags darauf erreichten wir den letzten Nationalpark in diesem Urlaub. Die Fahrt dahin war spektakulär. Zuerst drückten Winde den Camper in alle Richtungen aus der Spur. Dann kam ein heftiger Regenfall, mit gigantischem dreifachen Regenbogen.
Gegen Abend kamen wir in Waterton an, eine Stadt die zum Großteil aus dem dortigen Campingplatz und ein paar Restaurants besteht. Die Wiese wird netterweise von dort ansässigen Hirschen gepflegt.
Der Plan für den nächsten morgen war eigentlich mit der Fähre auf die andere Seite des Sees zu kommen, um dort zum Crypt Lake zu wandern. Die Strecke war leider wegen aggressiver Bären gesperrt, die aufgrund des Wintereinbruchs nach Süden zogen und dort eng aufeinander trafen.
Bertha Lake
Daher folgten wir dem Rat der Dame in der Touristeninformation, liehen uns Bärenspray und wanderten zum Bertha Lake. Der Weg führte den Berghang hinauf durch einen vor einigen Jahren abgebrannten Wald. Zwischen den verkohlten Birkenstämmen sprießen neue rote Pflanzen hervor, die ihre weißen Samen im Wind verteilten.
Zwischen diesen Gräsern versteckte sich ein Reh. Auf dem Weg begegneten wir mehreren Leuten, die uns vor einer Bärenmutter mit zwei Kindern warnten. Was macht man, wenn man einem Bären begegnet, oder einen erwartet? Lärm. Also redeten wir auf dem gesamten Weg zum See irgendeinen Unsinn, um die Bärin hinter der nächsten Kurve nicht zu überraschen. Gesehen haben wir sie nicht, nur ihre Hinterlassenschaften. Auf der Tour um den See hörten wir wieder jemanden laut “Bear!” schreien, aber sahen keinen.
Gegen Abend fuhren wir mit dem Camper nochmal entlang der Cameron Creek, da es dort viele Tiere geben soll. Und tatsächlich: wir sahen Bergziegen, die Schwarzbärenmutter mit ihren zwei Jungen und einen weiteren Schwarzbären.
Den letzten Tag verbrachten wir mit einem kurzen Besuch vom Red Canyon und der Reise zurück nach Calgary.