München - Paris

Fahrrad ·

Anreise

Die Anreise von Dresden nach München erfolgte via Zug. Da unsere ursprünglich geplante Verbindung von 6h mit Nahverkehr leider ausfiel, machten wir uns bereits einen Tag früher auf den Weg und verbrachten die Nacht in Erfurt.

Ich schiebe das vollgepackte Rad durch die wunderschöne Altstadt von Erfurt.

Am nächsten Tag ging es dann weiter bis nach München, wo wir schlussendlich gegen 18 Uhr bei einer ziemlichen Sommerhitze von weit über 30°C ankamen. Das Getrubel in der Großstadt ging uns auf den Rädern ziemlich auf den Keks, und so beschlossen wir schnell sämtliche Public-Viewing Bühnen für die Europameisterschaft hinter uns zu lassen.

So fuhren wir aus dem Stadtzentrum in die Vorstädte und schließlich durch die Dörfer, passierten einige Volksfeste und Maibäume und kamen schließlich erschöpft an einem Feld neben einem Sportplatz an. Das Abendessen gab es bereits in München in Form eines Döners, und so mussten wir nur noch unser Zelt aufschlagen. Das erwies sich jedoch leichter gesagt als getan, da durch das Hochwasser wenige Wochen zuvor die Mücken zur Plage wurden und uns auf dem Feld nicht verschonten.

Ich stehe in Vollvermummung vor Zelt und Rädern: Fahrradhandschuhe, lange Jogginghose, Pullover and Schlauchtuch ums Gesicht.

Augsburg

Am nächsten Morgen starteten wir mit dem Ziel, den München-Augsburg Radweg (MAR) abzuschließen.

Eine Marionette von Friedrich Merz in der Augsburger Puppenkiste. Er ist umgeben von Geld und hat ein Spielzeugflugzeug an der Hand.

Dies schafften wir bereits gegen Mittag, und wir konnten entspannt weiter nach Ulm fahren. Auf dem Weg dorthin trafen wir für ein kurzes Stück auf die Donau. Dort waren die Radwege wegen des Hochwassers stark beschädigt, aber glücklicherweise nur auf einem kurzen Stück.

Ein Blässhuhn sitzt in seinem Nest am Rand der Donau. Im Vordergrund sind unscharfe Schilfpflanzen zu sehen.

Am Abend rannten wir wieder wie verrückt in Kreisen über das Feld, um während des Zähneputzens nicht vollständig ausgesaugt zu werden. Gottseidank sollte es die letzte Nacht im mückenverseuchten Gebiet werden.

Hunderte Mücken tummeln sich an der orangenen Wand des Außenzeltes.

Ulm und Blaubeuren

In Ulm besichtigten wir kurz den Dom und die Altstadt und füllten unsere Wasserflaschen an einem Brunnen auf.

Die Spitze des Ulmer Münster, der mit 161 Metern größte Kirchturm der Welt.

Kurze Zeit später saßen wir wieder auf dem Rad und radelten entlang der Blau in ein wunderschönes Tal mit einigen Burgruinen und Felsvorsprüngen hinein. Bevor wir das Tal verließen besichtigten wir noch den Blautopf, die Quelle der Blau.

Der Blautopf. Ein kleine See, an dem der Fluss mit blauem Wasser entspring. Ein altes Fachwerkhaus mit Mühlrad ist ebenfalls zu sehen.

Nach einem kurzen Gewitter ging es dann aus dem Tal hinaus, durch das schöne Tiefental hoch in die Schwäbische Alp.

Gegen Abend platzten die Wolken nochmal auf, während wir an einer Ladestation die Handyakkus und Mägen füllten. Nach dem Schauer fuhren wir eine Weile weiter, bis wir ein entlegenes Tal entdeckten. Dort stellten wir unser Nachtlager auf.

Eine schmale Straße führt durch ein breites, flaches Tal. Die Felder in der Mitte werden vom Wald außen umrahmt. Eine kleine Scheune steht in der Ferne.

Hepsisau und Stuttgart

Nach einer friedlichen Morgenroutine und einer atemberaubenden Landschaft machten wir uns weiter auf den Weg durch die wunderschöne Berglandschaft. Es ging rauf und runter durch die Berge, bis wir schließlich die Abfahrt gefunden hatten. An ein paar Paraglidern vorbei rasten wir aus der Schwäbischen Alp heraus in Richtung Hepsisau.

Ein Schotterweg führt links im Bild einen starken Abhang hinunter. Im Hintergrund offenbart sich ein Blick auf eine Stadt und ein paar Berge.

Die vor uns liegende Strecke bestand größtenteils aus Dörfern und Feldern. Zu Mittag suchten wir uns ein schönes Dach vor einer Garage zum Unterstellen aus, wo uns sofort Anwohner begrüßt haben und ihre Hilfe anboten.

Nach dem Regenschauer ging es weiter Richtung Neckar. Dort bogen wir erstmal in die falsche Richtung ab. Nachdem der Fehler korrigiert wurde und wir 20 km mehr als geplant auf dem Tacho hatten, ging es an einem Hundertwasserhaus vorbei nach Stuttgart.

Ein Hundertwasserhaus in der Nähe von Stuttgart

In Stuttgart genossen wir eine schöne Pizza zum Abendbrot und beschlossen, die Stadt noch schneller hinter uns zu lassen. Vorbei an der Riesenbaustelle Stuttgart 21 und der Oper ging immer weiter durch die Stadt. Eine Anwohnerin warnte uns gegen 21 Uhr, dass unser Ziel noch ein gutes Stück entfernt ist. Gegen 23 Uhr kamen wir dann vollkommen erschöpft an unserem Waldstück an - den Höhenanstieg im Kaltetal hatten wir nicht in unserer Zeitkalkulation berücksichtigt. Schlussendlich fielen wir nach 127 km in den Schlafsack.

Pforzheim und Karlsruhe

Am nächsten Morgen wachten wir in einem Wald auf. Gut erholt schlüpfte ich in meine Schuhe, nur um festzustellen, dass es sich dort eine Nacktschnecke bequem gemacht hatte. Das war unangenehm, auch weil waschen nicht wirklich möglich ist. Trinkwasser ist kostbar, und jedes Handtuch und der Lappen müssten ja auch wieder ausgespült werden. Letztendlich hat ein Blatt einigermaßen abhilfe geschaffen.

Nach Stuttgart führte uns der Paneuroparadweg durch schöne Wälder und Täler, wie zum Beispiel das Würmertal: grandioser Abstieg auf leeren Schotterwegen hinab im Schatten der Bäume, welche auch prima als Regenschutz dienten. Dieser Radweg sollte uns mehr oder weniger bis nach Paris führen.

Das Schild des Paneuropa-Radwegs hängt an einem deutschen weiß-grünen Radwegweiser. Das Logo is ein blaues Rad auf einer gelben Ellipse umgeben von Sternen.

In Pforzheim fanden wir einen Regenschutz unter einer Brücke für das Mittagessen, und wenig später trafen wir nach Karlsruhe auf den Rhein.

Blick in einen verregneten Wald, durch den eine Stromleitung verläuft.

Strasbourg und der Marne - Rhein Kanal

Am nächsten Tag trafen wir vormittags in Strasbourg ein. Wir besichtigten die Kirche, die Altstadt sowie das Europäische Parlament. Hinter uns lagen schon etwa 500 km, vor uns aber mindestens genauso viel. Es ging also weiter.

Blick in eine kleine Altstadtgasse. Schiefe Fassaden mit hölzernen Fensterläden in hellen Beige-Tönen.

Nicht weit außerhalb der Stadt trafen wir auf den Marne - Rhein Kanal. Der Radweg war hier super ausgebaut, es gab einen geteerten Weg der flach neben dem Kanal gerade durch die Landschaft führte. Bäume links und rechts spendeten angenehmen Schatten, und die Temperaturen blieben bei schönen 20 °C.

Ein einsamer Radfahrer fährt auf geteertem Radweg links eines geradlinigen Kanals umgeben von Bäumen.

Die Nacht verbrachten wir wieder auf einem Feld, auf dem ein Bauer seine Geräte abgestellt hatte.

Nancy und mehr Kanal

Nach der ersten Nacht in Frankreich ging es erstmal weiter am Kanal. Das sollte sich bis Paris auch nicht mehr großartig ändern. Die Fahrt am Kanal war angenehm, aber ein wenig langweilig. Die wenigen Städte, die wir gesehen haben, waren allerdings wunderschön.

Bunte Altstadtfassaden mit Fensterläden und bunten Blumen

Zwischendurch fanden wir ein paar einsame alte Häuser von den damaligen Schleusenwärtern.

Ein kleines, altes Zöllner Haus an einer alten Schleuse an einem Kanal in Frankreich. Es steht auf einer einem kleinen Fels umgeben von Wald.

Die größte Schleuse auf unserer war mit 15 Metern die Schleuse Réchicourt-le-Chateau.

Geschlossenen Schleusentor. Vor dem Tor geht es in einem Betonschacht sehr weit nach unten ins dunkle. Der Boden ist nicht sichtbar. Der Schacht is abgesperrt durch blaue Gitter.

Kurz vor Nancy haben wir uns eine schöne Basilika angeschaut.

Ein weißes Kirchenschiff streckt sich in den Hintergrund. Hinten sind schmale hohe Fenster zu sehen. Das Schiff ist etwas gekrümmt.

Unser Mittagessen wollten wir vor einer Scheune in einer kleinen Ortschaft essen, da es etwas nach Regen aussah. Kurz darauf waren wir in einem netten Gespräch mit einer älteren Dame verwickelt. Mein grausiges Schulfranzösisch wurde durch die Tochter der Dame am Telefon abgelöst, die für uns auf Englisch übersetzte. Wenige Minuten später hatten wir einen Tisch, Stühle, einen leckeren Apfelkuchen und ein paar Scheiben Weißbrot.

Alter Klapptisch mit zwei Höckern. Darauf ein Apfelkuchen, Brot und Trinkflaschen.

Gut gestärkt fuhren wir weiter, bis wir plötzlich von einer Straßensperrung überrascht wurden. Das Wasser des Kanals ist übergetreten und versperrte uns den Weg. Über kleine Umwege ging es aber weiter.

Überflutete Straße mitten im Wald, die einem Radfahrer im Vordergrund den Weg versperrt.

Abends entschieden wir uns wieder neben einem Sportplatz zu schlafen, diesmal sogar mit Blick auf einen tollen See. Dort lernten wir auch, wie französische Parties ablaufen: Es wurden viele Volkslieder gesungen.

Die Champagne und noch mehr Kanal

Wir fuhren immer weiter am Kanal, bis wir plötzlich doch ein paar Berge sahen. Weinberge! Wir waren plötzlich in der Champagne.

Blick auf Weinberge mit einem kleinen Dorf. Eine Statue eines Priester ist in der Ferne zu sehen.

Es ging vorbei an zahlreichen Keltereien, aber leider nicht mehr auf einem Radweg — oft fuhren wir Landstraßen entlang. Das Zelt stand abends direkt neben dem Radweg auf einer Wiese.

Weiter auf der Marne

Am nächsten Morgen erhielt ich einen sehr guten Tipp:

Trinkt mal zu viel vom Champagner, sonst schafft ihr euer Ziel nie! 🤣🥂

Das nahmen wir uns zu Herzen, und kurz darauf startete eine spannenden Philosophierdebatte. Schließlich will man ja professionell trinken, und das machen Philosophen ja so.

Kurz vor Paris

Am Abend erreichten wir einige Vororte von Paris. Das hat auf der einen Seite extrem Motiviert, andererseits waren wir schon hinter Disneyland, sodass sich die Suche nach einem Zeltplatz als schwierig herausstellte. Wir entschieden uns wieder ein Stück herauszufahren, in einen Wald der auf der Karte eingezeichnet war. Den Wald haben wir gefunden, aber leider war er mitsamt der Villa in ihm komplett ummauert, inklusive Stacheldraht. Wir fuhren weiter bis hinter die nächste Ortschaft und schliefen schlussendlich wieder auf einem Feld unter einer Stromleitung.

In Paris

Gegen Mittag kamen wir in Paris an. Dort mussten wir uns zunächst an die dortigen Verkehrsregeln gewöhnen, oder vielmehr ihre Abwesenheit. Es gab schöne breite Radwege, die auch als Parkplatz, Bus- und Taxispur sowie Haltebereich für sämtliche städtische Versorgungsfahrzeuge diente: Müllfahrzeuge, Grünanlagenpflege und alles andere. Die Vorbereitung auf die olympischen Sommerspiele befeuerte das Chaos noch weiter. Zahlreiche nennenswerte Orte waren abgesperrt, so auch der Eiffelturm. Daher musste das finale Foto erstmal lange eine gute Perspektive gesucht werden.

Tach mit der Anzeige \ Kirchtürme der Notre Dame neben einem Kran. Der Rest der Kirche ist eingezäunt.

Danach ging es ins Hostel, wo wir unsere australischen und niederländischen Mitbewohner trafen. Wir zogen nochmal ohne Räder los um die Stadt zu erkunden, und vielen abends frisch geduscht ins erste echte Bett seit zwölf Tagen.

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