Prag
Nach einer kurzen und entspannten Zugfahrt mit Aussicht auf das schöne Elbtal sind wir gegen Mittag in Prag angekommen. Das Wetter war gut, und die Stadt voll und beschäftigt. Wir entschieden uns, die schönen Altstadtgebäude schnell hinter uns zu lassen und die Ruhe in der Natur zu suchen.
Durch einen Tunnel für Radfahrer und Fußgänger erklimmten wir fuhren wir auf die Talhänge hinauf und genossen den Ausblick während des Mittagessens. Die Wege sind sehr gut befahrbar und gut ausgeschildert. Uns hat nur anfangs verwirrt, dass sich die Radwege teilweise überlagern, und dann nur einer der Wege ausgeschildert ist.
Wir fuhren weiter aus der Stadt raus, und der Verkehrstrubel legte sich. Gegen Abend haben wir eine Wasserratte und Wildschweine gesehen und anschließend einen Platz zum Übernachten im Wald gefunden.
Kutná Hora
Am nächsten Tag ging es über Felder, vorbei an Bäumen mit leckerem Obst ging es nach Kutná Hora, einer Klosteranlage.
Wir schauten uns ein wenig um und fuhren weiter. Und da blühte uns eine Aussicht auf die nächsten Tage: Eine recht hohe Bergfront erstreckte sich über den gesamten Horizont, mit nur wenigen Einschneisungen, die uns ein wenig Hoffnung auf eine etwas entspanntere Fahrt machten.
Wir nutzten die Zeit vor dem Sonnenuntergang noch, um so nah wie möglich heranzufahren.
Böhmisch-Mährische Höhe
Morgens wurden wir wieder von lautem Vogelgezwitscher geweckt. Die ersten Landwirte machten sich an die Arbeit, und so packten wir die Räder und machten uns auf in die böhmisch-mährische Höhe. Der Anstieg passierte auf einer geteerten Straße, allerdings auf einer stark befahrenen Landstraße. Das hat etwas genervt.
Oben angekommen erwartete uns ein großes Waldgebiet, das ab und zu von kleinen Feldern und Wildgehegen unterbrochen wurde. Es ging kleinere Hügel rauf und runter, vorbei an kleinen Dörfern und Teichen.
Brno
Am nächsten Tag ging es schon wieder aus der Berglandschaft heraus. Und zwar mit bis zu 55 km/h einen geteerten, kurvenreichen Radweg im Schatten des Waldes hinunter. Das war nicht nur mein neuer Geschwindigkeitsrekord, sondern auch so schnell, dass wir beschlossen an dem Tag die 135 km bis Brno durchzufahren. Der Weg führte uns durch schöne Alleen mit weiteren Obstbäumen und vorbei an Bushaltestellen im Nirgendwo (buchstäblich, es gab Haltestellenschilder an Feldern, ohne dass irgendwo ein Haus zu sehen wäre).
Gegen 19 Uhr erreichten wir im Dämmerlicht die Talsperre an der Svratka, gegen 21 Uhr dann das Hostel. In unserer Küche kochten wir unsere Ravioli, die wir seit Prag aus Praktikabilität bisher jeden Abend gegessen haben. Nur diesmal nicht aus einem Campingkocher, sondern vom Herd.
Břeclav
Nach einem ausgesprochen leckeren Frühstücksbuffet ging es weiter durch flache Landschaft und über gut ausgebaute Radwege. An einem See wurde eine Brücke erneuert, sodass wir über groben und losen Schotterweg schieben mussten. Dort trafen wir das erste Mal auf ein unregelmäßiges, lautes Knallen in weiter Ferne. Wir wissen bis heute nicht genau, was dieses Knallen ist, aber unsere beste Vermutung sind Vogelschreck-Kanonen an den Feldern, um Wildtiere fernzuhalten. Die scheint es auch in Deutschland zu geben, haben wir aber noch nie gesehen.
Gegen Nachmittag erreichten wir die österreichische Grenze, die wir hier immer wieder überquerten. Außer ein paar kleinen Schildern war hier nichts Spektakuläres zu finden.
Die Nacht verbrachten wir auf einer Wiese am Feldweg, die uns der lokale Bauer zur Verfügung stellte. Das Knallen auf seinem Feld hörte in der Nacht Gott sei Dank auf, aber die umliegenden fünf Hähne waren ab 5 Uhr morgens fleißig am Diskutieren. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse konnten wir ihre Debatte inhaltlich leider nicht mitverfolgen.
Österreich
Am nächsten Tag überquerten wir die Grenze zum letzten Mal und fuhren tiefer nach Österreich. Die Felder wurden größer und es standen weniger Bäume herum. Wir fanden ein paar kleine Fördermaschinen für Öl, die wir absolut nicht erwartet hatten. Die Wege waren eigentlich gut, angenehmer Schotter zwischen flachen Feldern. Aber ab und zu gab es tückische Schlaglöcher, die mit losem Schotter aufgefüllt wurden und das Rad schnell aus dem Gleichgewicht brachten. Das wurde mir zum Verhängnis, aber nach einer kurzen Reparatur und Versorgung ging es weiter.
Zum Mittag kehrten wir in eines der lokalen Farmrestaurants ein und genossen gefüllten Hokkaido mit Salat. An einem Farmshop mit Selbstbedienung füllten wir ein paar Vorräte auf und fuhren bis zum Sonnenuntergang weiter.
Wien
Am letzten Tag mussten wir zusehen, pünktlich am Bahnhof in Wien zu sein, um den Zug zurück nach Hause zu bekommen. Während der Ampelpausen konnten wir die Oper und andere Gebäude bestaunen. Am Bahnhof blieb noch etwas Zeit für ein schnelles Mittagessen und dann ging es zurück.
Aufgrund eines Motorschadens fiel der Zug in Prag aus, und so mussten wir in den Regionalverkehr umsteigen. Der war allerdings so gut wie leer, und so konnten wir uns in einem Abteil in einem alten Zug gemütlich ausstrecken.